Mestre Eudócio - brasilianischer Keramikkünstler

Manuel Eudócio Rodrigues, bekannt als Mestre Eudócio, ist ein angesehener brasilianischer Keramikkünstler. Er beherrscht die Kunst, die Lebensarten und Bräuche der Menschen im Nordosten Brasiliens in Ton darzustellen. Eudócio wurde 1931 in Pernambuco, in der Gemeinde Alto do Moura nahe der Stadt Caruaru, geboren. Nach dem Tod seiner Mutter zog er zu seiner Großmutter, die ihn früh in die Welt des beliebten Keramikspielzeugs einführte.
Bereits als Kind lernte er, sein eigenes Spielzeug aus Ton zu formen und stellte Tiere wie Pferde, Ochsen und Kühe her. Später widmete er sich figurativer Keramik, die das alltägliche Leben seiner Umgebung widerspiegelt. Im Jahr 1948 begann seine Laufbahn als Kunsthandwerker, als er seine Technik bei Mestre Vitalino, dem bekanntesten Keramikkünstler Brasiliens, verfeinerte. Der Einfluss Vitalinos auf Eudócios Arbeiten ist deutlich spürbar. Auch Zé Caboclo, Vitalinos Schwager, und José Antonio da Silva, bekannt als "Vitalinos erster Schüler", prägten Eudócios künstlerische Entwicklung wesentlich.
Eudócio fügte seiner Keramikkunst Elemente der pernambukanischen Folklore hinzu. Dabei entwickelte er seinen einzigartigen Stil. Bis heute brennt er seine Werke in rustikalen

Holzöfen bei niedrigen Temperaturen. Er verzichtet auf den Einsatz von Farben. In einem weiteren Schritt bemalt man die Stücke in der Regel mit kräftigen, leuchtenden Emailfarben.
Mit seiner Kreativität verwandelte der Künstler Figuren aus Volksfesten. Er versetzte sie in diverse Szenarien. So tritt Dona Joana beim Reisado z.B. bei Hochzeiten und Taufen auf. Sie erscheint auch schwanger mit einem Regenschirm.
Ana Maria Schindler von der Galerie „Pé de Boi“ berichtet von einem Besuch bei Mestre Eudócio. Plötzlich hörten sie lautes Geschrei. Ein Karren mit einem Toten war bei einer Prozession unterwegs. Alle waren betrunken, bis auf das Pferd. Maria erzählte weiter, dass er sofort Ton nahm und ein Werk schuf. Diese Szene inspirierte ihn dazu.
Der Künstler kreierte Dutzende von Figuren. Heute gelten sie als Markenzeichen seiner berühmten Werke. Dazu zählen „Lampião und Maria Bonita“, „Trio Nordestino“, „Bräutigam zu Pferd“, „Kuh beim Melken“, „Hochzeiten“, „Alte Frau geht zur Messe“, „Bumba-Meu Boi“ und viele andere.
Eines seiner bemerkenswertesten Werke ist „Boi nos ares“. Es zeigt einen Ochsen auf einem Kaktus. Ein Bauer kratzt sich mit dem Strohhut in der Hand am Kopf. Er versucht, die Szene zu verstehen.
Moacir dos Anjos ist Direktor des Museums für Moderne Kunst Aluísio Magalhães in Recife. Er beschreibt Mestre Eudócio als „den originellsten und inspirierendsten brasilianischen Künstler, der mit Ton arbeitet“.
Seine Stücke befinden sich in brasilianischen Museen und sind Teil mehrerer Privatsammlungen, die man hier bewundern kann:
- Museu do Barro in Caruaru-PE
- Museu do Homem do Nordeste in Recife-PE
- Museu Casa do Pontal in Rio de Janeiro-RJ
- Museu do Folclore Edison Carneiro in Rio de Janeiro-RJ
- Castro Maia Museum (Chácara do Céu) in Rio de Janeiro-RJ
Im Mai 2002 verlieh man Maestro Eudócio den Titel „Patrimônio Vivo de Pernambuco“.
Zu seiner Ehre eröffnete man im August 2005 die Ausstellung „Manuel Eudócio – Patrimônio Vivo“. Diese fand im Popular Artist Room des Folkloremuseums in Rio de Janeiro statt.
Der Keramiker starb am 10. Februar 2016 im Alter von 85 Jahren im Krankenhaus Mestre Vitalino in Caruaru. Das reichste Erbe, das Mestre Eudócio hinterließ, sind seine drei Söhne, José Silvano, Luiz Carlos und Ademilson Rodrigues. Sie stellen weiterhin Keramikfiguren her und arbeiten am Werk ihres Vaters. Sie tragen das Vermächtnis und die Weisheit über den Wert der Kunst weiter in die Welt.
